| Robert Plutchik, der in den 50er Jahren in dem Bostoner Institut arbeitete (heute als das Massachusetts Mental Health Center bekannt), kam zu dem Schluß, die am schwierigsten zu definierenden Aspekte der Emotionen seien ihre Intensität und Reinheit. Bei seinen Untersuchungen von Patienten bemerkte er, daß Gefühle häufig wechseln und sich vermischen - z.B. Traurigkeit mit Ekel oder Ärger mit Überraschung. Er wußte allerdings auch, daß der Ausdruck einiger grundlegender Gefühle, trotz aller Vermischungen, bei allen Lebewesen gleich zu sein scheint. Er isolierte einen Kern von Gefühlspaaren, die dem Anschein nach Gegensatzpaare sind, weil sie so unterschiedliche geistige, verhaltensmäßige und physiologische Reaktionen hervorrufen: Freude und Trauer, Akzeptanz und Ekel, Furcht und Ärger, Neugierde und Überraschung. Er identifizierte auch bestimmte andere Gefühle, die mit diesen acht verwandt sind, jedoch eine andere Intensität und Reinheit aufweisen, so wie bei Farben Helligkeit und Sättigung variieren. Aufgrund dieser Erkenntnisse begann Plutchik 1962 mit der Entwicklung eines anschaulichen Vokabulars, um Emotionen qualitativ miteinander zu vergleichen. Als Ergebnis entstand sein dreidimensionales Gefühlsmodell “Emotions Solid” aus acht Gruppierungen sogenannter primärer Emotionen, die - in Reihen angeordnet - unterschiedliche Grade der Intensität und Reinheit repräsentieren. Plutchik zufolge kommen Emotionen in den obersten Reihen nur in ihrer Reinform vor, die in den unteren Reihen können sich vermischen, um andere Gefühle zu erzeugen: Erlebt man Furcht und Überraschung gleichzeitig, so entsteht Scheu, während Freude und Furcht in Schuldgefühlen münden. Gegensätze, wie Furcht und Ärger, verbinden sich hingegen unter Umständen überhaupt nicht, und jemand, der beide erlebt, kann sich daher von seinen Gefühlen in zwei Richtungen gleichzeitig gezerrt fühlen. Auf der obersten Ebene des Gefühlsmodells sind die intensivsten und reinsten Versionen von Plutchiks acht ursprünglichen Kern-Emotionen angeordnet: Zorn, Ekel, Trauer, Überraschung, Furcht Dann geht es, entgegen dem Uhrzeigersinn, auf der abgewandten Seite weiter mit: Akzeptanz, Freude und Neugierde, die zu abgeschwächten Abkömmlingen verblassen - Trauer zu Nachdenklichkeit, Ekel zu Langeweile. Am Boden befindet sich Plutchiks emotionaler Nullpunkt: der Tiefschlaf. Die weiteren Emotionen sind: Ekstase, Bewunderung, Entsetzen, Staunen, Kummer, Abscheu, Wut, Wachsamkeit, Zerstreutheit, Besorgnis und Ärger (Quelle: Time Life, Faszination Menschlicher Körper: Das Gefühlsleben, ab S. 10) |