| Jeder ist schon einmal von einem Gekicher angesteckt worden oder mußte erfahren, daß ein Unglück selten allein kommt. Gefühle sind genauso ansteckend wie das Gähnen: Sie zwingen uns, Ausdrucksformen, Körperhaltungen und Sprechrhythmen von Menschen um uns herum nachzuahmen - tatsächlich das zu fühlen, was andere, die wir beobachten, emfinden. Das beginnt schon bei der Geburt: Ein zwei Wochen alter Säugling ahmt den Ausdruck von Glück, Trauer oder Furcht seiner Eltern nach, lernt an ihrem Vorbild, wie man Gefühle ausdrückt. Das Foto einer Mutter mit ihrem Kind, die einen Moment des Glücks miteinander erleben, veranschaulicht dieses Phänomen, zeigt aber auch, wie ansteckend Gefühle sind: Die meisten Menschen lassen sich mitreißen und sind auch glücklich, wenn sie sehen, daß andere glücklich sind. So wie Kinder die Ruhe der Mutter spüren, können sie jedoch auch deren Ängste teilen. Tatsächlich können manche Kinder so viele negative Gefühle von ihren Eltern übernehmen, daß sie sich nicht geborgen fühlen und später womöglich aggresiv werden und ohne Mitleid sind. Das Nachahmen von Gefühlen wird durch Erfahrung verfeinert. Mit zunehmendem Alter lernt man zwangsläufig, die Feinheiten in der Art, wie andere Menschen Gefühle ausdrücken, zu imitieren. Ehegatten beispielsweise entdecken und imitieren Bewegungen im Gesicht ihres Partners, die kaum im Labor meßbar wären - in gewissem Sinne “entziffern” sie die Ausstrahlung ihres Lebensgefährten. |